Richter Biologics verdreifacht Produktionskapazität
Zeitgleich zur Eröffnung ihrer neuen Produktionsstätte P2 in Bovenau Mitte September firmiert die bisherige Richter-Helm Biologics GmbH & Co. KG um und kündigt ihre weitere Expansion an.
Mit rund 95 Mio. Euro ist die Produktionserweiterung von Richter Biologics laut Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther die größte Investition eines ausländischen Unternehmens in Deutschlands nördlichstem Bundesland – und sie schafft mehr als 60 neue Arbeitsplätze. Mit dem nach dreieinhalb Jahren Bauzeit vor 200 geladenen Gästen Mitte September eingeweihten Produktionserweiterungsbau P2 am Standort Bovenau verdoppelt der Auftragsproduzent Richter Biologics seine Produktionskapazität von jährlich 40 auf 120 Batches an mikrobiell hergestellten Antikörperfragmenten, Plasmid-DNA und Impfstoffen, verdoppelt seinen Personalbestand und gibt seine Umfirmierung bekannt.
Die 95 Mio. Euro hatte die ungarische Mutterfirma Gedeon Richter investiert, die im März 2024 die Anteile der Helm AG an der damaligen Richter-Helm Biologics übernahm und damit alleiniger Anteilseigner des nun offiziell zur Richter Biologics GmbH & Co KG umfirmierten Auftragsherstellers ist. Die Helm AG hatte zuvor angekündigt, sich zugunsten ihres Chemiegeschäftes aus allen Pharma-Aktivitäten zurückzuziehen. Richter-Helm Biotec und Richter-Helm Biologics, an denen Gedeon-Richter 50% beziehungsweise 30% der Anteile hält, waren aus dem Kauf der Strathmann Biotec durch die damaligen Chefs der Helm AG, Dieter Schnabel, und von Gedeon Richter, Eric Bogsch (heute Chairman), hervorgegangen.
Richter Biologics` Geschäftsführer Dr. Kai Pohlmeyer zufolge hatten sich Gedeon Richter und Richter-Helm bereits zu Beginn der Coronapandemie für die Ausweitung der Produktion ausgesprochen, weil die damals zur Verfügung stehende einzige 1.500 Liter-Produktionslinie in Bovenau voll ausgelastet war und ein Pharmakunde mit einem Produkt in Phase III-Tests nachfragte, ob das Unternehmen die kommerzielle Herstellung übernehmen und entsprechende Back-up-Kapazitäten bereitstellen würde. Das inzwischen zugelassene Arzneimittel wird die neue 1.500 Liter-Produktionslinie bereits ab nächstem Jahr voll auslasten. Freie Kapazitäten gebe es nur noch an der ebenfalls neuen 300 Liter-Linie, so Pohlmeyer: „Deshalb planen wir bereits zusammen mit einem Bestandskunden eine weitere 3.000 Liter-Linie im P2-Neubau.“ Wegen der guten Auslastung der neuen Produktionslinie habe man den geplanten Aufbau einer Marketing & Sales-Dependance in den USA, wo Richter Biologics weiter expandieren möchte, zunächst verschoben.
Während die Zahl neuer Projektanfragen von Biotech-Unternehmen aufgrund der aktuellen Finanzierungskrise des Sektors derzeit abnimmt, sorgen Pharmabestandskunden für Planungssicherheit bei Richter Biologics. Weiteres Wachstumspotential für Richter Biologics sieht Pohlmeyer vor allem in der Herstellung von pDNA und Nanobodies sowie bakteriell herstellbarer Antikörperfragmente.
Thomas Gabrielczyk